Vendôme, die 2.
Februar 2008:
2008 jährt sich die Städtepartnerschaft zum 35. Mal und daher beschlossen wir zusammen mit zwei befreundeten Ehepaaren, die noch nie dort waren, nochmals mit unseren Oldtimern dorthin zu fahren. Wir wollten ungefähr die gleiche Route nehmen wie 2004, unter der Führung von meinem Mann, Hans-Peter, der sich schon seit Dezember am PC mit der Fahrt beschäftigte.
05. Juli 2008 : - Gevelsberg – Trier – 290 km
Abfahrt am vereinbarten Treffpunkt. Strahlender Sonnenschein, beste Laune, Fahrt über die Autobahn A1 bis Blankenheim, dann weiter über Bundesstraßen bis Daun, Strotzbüsch, Ürzig, Bernkastel-Kues, längs der Mosel bis Trier. Dort haben wir eine Weile nach dem Hotel gesucht, das jetzt "Golden Tulip"heißt und dann eingecheckt. Abends machten wir alle sechs noch einen gemütlichen Bummel in die nicht weit vom Hotel entfernte Innenstadt mit der Porta Nigra.
Alle 3 Autos sind problemlos gelaufen, nur unser Bremslicht hat plötzlich den Geist aufgegeben. H. P. hat alles überprüft, kann es aber nicht reparieren. Er vermutet, dass der Stopplichtschalter defekt ist, dieser befindet sich praktischerweise !!!! unter dem Tank, der ausgebaut werden müßte.
Die Reparatur ist also nicht so einfach gemacht. Jetzt muß HP immer beim Bremsen den Lichtschalter betätigen, damit der Nachfolgende Bescheid weiß.
06. Juli 2008 : - Trier – Chalons-sur Marne (Chalons-en-Champagne) – 279 km
Der Tag fängt gut an, etwas bedeckt, aber trocken. Wir fahren von Trier über Saarburg, Mettlach, schauen die Saarschleife an, entlang der Saar nach Frankeich rein. Kurz hinter Thionville, wo wir uns wieder mal etwas verfahren, eine riesige Qualmwolke aus dem Motorraum unseres Spiders. Es reicht nach verbranntem Öl. Wir sind gerade mit den drei Oldtimern an einer Auffahrt zur Autobahn Richtung Uckange. H.P. schaltet sofort den Motor aus und läßt den Wagen nach rechts an die Leitplanke ausrollen. Wir haben einen Ölschaden !
Ich bin vor Schreck wie gelähmt, sollte denn hier schon alles zu Ende sein? Aber unsere Freunde trösten mich und sichern die Stelle mittels Warndreieck ab und wir ziehen Warnwesten an. Wir stehen an einer sehr ungünstigen Kurve, können es aber nicht ändern. Ich bin ein bisschen besorgt, daß jemand die Männer umfährt. H. P. ist auch sehr aufgeregt und 3 Männer beugen sich über den Motorraum. Wo kommt das Öl her? Nach einigem Suchen wird festgestellt, daß ein metall ummantelter Schlauch vom Motor zum Ölwasserkühler innen einen Riss hat. H. P. kürzt diesen Schlauch, baut alles wieder an, mitgeführtes Öl wird eingefüllt und wir können erleichtert weiterfahren.
Wir beschließen nur ein kurzes Stück auf der Autobahn zu bleiben und dann über Landstraßen zu fahren, falls noch etwas passiert. Wie richtig diese Entscheidung war, zeigt sich eine halbe Stunde später. Wir sind gerade in Rombas, als hinter uns unsere Freunde laut hupen. Wieder eine Riesenqualmwolke, nochmals alles Öl auf einen Schlag aus dem Motor raus. HP stellt wieder sofort den Motor ab und ich sehe rechts unterhalb einen Parkplatz, auf den wir dann hinunterrollen.
Wieder 3 Männer auf Fehlersuche, der innere Gummischlauch hat wohl an einer anderen Stelle noch einen Riss. Was tun? Es muß ein anderer Schlauch her, Flicken hat keinen Sinn, oder den Wagen hier stehen lassen. Außerdem haben wir auch keinen Ölvorrat mehr!!! Tausend Möglichkeiten werden erwogen.
Nach dem ersten Durchatmen, sagen unsere Freunde, daß der Spider auf keinen Fall hier zurück gelassen wird. Ich schaue mich um, rundherum alles Einfamilienhäuser, und einiges Gebüsch. Ich überlege gerade, ob ich (Sonntagnachmittag) irgendwo anschelle, da schickt uns der Himmel eine Madame mit einem Hund. Ich spreche sie an und bitte um Hilfe, sie fragt, was denn los sei, ob wir eine Panne hätten, ich erkläre ihr, natürlich auf französisch, daß ein Ölschlauch kaputt ist. Sie hat wohl verstanden und sagt, daß sie ein Stück weiter wohnt und uns helfen wolle. Sie geht in ihr Haus und kommt mit einem Klebeband und einer Schere zurück. Aber das ist lieb gemeint, nützt bloß nichts. Es muß ein neuer Schlauch her. Sie bittet uns in ihren Keller, einer unserer Freunde sucht nach einem Stück Rohr, das man evtl. in den porösen Gummischlauch stecken kann, plötzlich erzählt sie mir, daß ihr Schwager Automechaniker sein und ob sie den mal anrufen solle? Ich bin sehr froh und sage: "Qui, qui, naturellement", sie holt ihr Telefon und Brille und erreicht ihn auch. Er verspricht, kurzfristig zu kommen und ist auch irgendwann da, sieht sich den defekten Schlauch an, nimmt ihn mit und verspricht, bald wieder zu kommen.
Wir warten, ich weiß nicht wie lange, die Stunden verrinnen. Plötzlich kommt der Schwager herangerast, hat einen anderen Schlauch, wohl von einer Waschmaschine, passende Schlauchschellen und dazu, welch Wunder, einen 5 Liter Kanister mit Motoröl. Ich falle ihm bald um den Hals vor Dankbarkeit, er winkt nur ab, und erzählt, er müsse jetzt noch den Maserati von einem Freund reparieren. Ich bedanke mich überschwenglich, auch bei der Madame. Die Männer reparieren jetzt den Motor, füllen Öl auf und der Spider läuft wieder.
Die ganze Reparatur hat uns ca. 6 Stunden Zeit gekostet und es ist jetzt bereits 17.00 Uhr am Nachmittag und wir müssen noch bis Chalons. Jetzt muß aber Gas gegeben werden, sonst gibt das Hotel nach 19.00 Uhr unsere Zimmer anderweitig weg. Wir rasen so schnell wie es erlaubt ist, unsere Freunde sehen sich nur kurz das Monument in Verdun an, und sind sehr spät in unserem Hotel in Chalons.
Der neue Schlauch hat gehalten, Gott sei dank. Das war wahrlich ein aufregender Tag, den wir abends im Hotel IBIS bei einem Gläschen Champagner und einem Abendessen ausklingen lassen.
07. Juli 2008 : - Chalons-en-Champagne – Reims – 87 km
Heute fahren wir vom Hotel entlang der "Route du Champagne" durch kleine Dörfchen und durch die Weinberge bis Epernay. Hier besichtigen wir nochmals, für unsere Freunde ist es das erste Mal, die Champagnerkellerei von "Moet et Chandon". Weil es keine Führung in deutscher Sprache gibt, buchen wir eine in englischer Sprache.
Um uns die Zeit bis zum Beginn der Führung zu vertreiben, wollen wir etwas entlang der Avenue de Champagne, an der sämtliche große Champagnerkellereien liegen, bummeln gehen, leider fängt es wie aus Kübeln an zu schütten, so dass wir in eine Brasserie flüchten. Dort essen wir eine Kleinigkeit, und dann ist auch schon Zeit, rüber zu Moet zu gehen. Leider regnet es immer noch, aber es gibt dort ein sehr schönes Foyer, in dem wir auf den freien Stühlen bis zum Beginn der Führung warten. Wir sind wiederum sehr beeindruckt von den riesigen Kellerräumen, in denen Tausende von Flaschen lagern.
Da es nicht aufhört zu regnen, bleibt keine Möglichkeit, noch etwas von Epernay anzusehen, und wir beschließen, weiter zu unserem Hotel in Reims zu fahren, um dort noch Gelegenheit zu haben, die Stadt anzusehen.
Wir kommen auch recht zügig über die Nationalstraße nach Reims, dort aber in einen Stau, es ist mittlerweile Rush-Hour und verfahren uns wieder einmal. Gottseidank hat einer unserer Freunde ein Navigerät, so dass wir dann endlich das IBIS-Hotel, das direkt gegenüber vom Bahnhof liegt, sicher erreichen. Unterwegs fängt unser Auspuff an zu klappern, aber der Ölschlauch hat gehalten!!!!
Abends machen wir noch einen Stadtbummel, obwohl ein sehr kalter Wind weht und es sehr zugig in der Fußgängerzone ist, unsere Freunde besichtigen die Kathedrale, die wir ja schon gesehen haben und essen in einem sehr guten Restaurant.
08. Juli 2008 : - Reims – Montargis – 255 km
Morgens weht wieder dieser sehr kalte Wind, es ist fast wie an der See. Wir haben alle nicht gut geschlafen, weil uns die Lautsprecheransage des gegenüberliegenden Bahnhofs ab 4.00 Uhr morgens ständig gestört hat. Also nochmal werden wir nicht im IBIS in Reims übernachten. Es liegt zwar unmittelbar an den Sehenswürdigkeiten, aber der Bahnhof stört schon sehr.
Die drei Männer lösen unsere Autos mittels Parkschein aus und dann fahren wir nach dem Frühstück mit Hilfe unserer Karte über die "Route Touristique du Champagne" durch die Montagnes de Reims über Verzenay, Verzy, Bouzy wiederum Richtung Epernay. Aber diesmal nicht in die Stadt hinein, sondern wir wollen auch noch unterhalb von Epernay an der Coté des Blancs durch die Weinberge fahren. Leider versperrt uns eine "Route barrée" in Cramant den weiteren Weg. Gleichzeitig fängt es wiederum wie aus Kübeln an zu schütten, daher beschließen wir, auf der Nationalstraße nach Sézanne zu fahren, damit wir nochmal bei den alten Picards vorbeifahren können.
Die Fahrt verläuft reibungslos, trotz der vielen LKWs, wir machen noch eine MIttagsrast in Sézanne, wo wir die KIrche besichtigen und sind danach schnell in Marsangis. Weil unser Besuch angekündigt war, hat Madame Picard bereits nach uns Ausschau gehalten und als wir auf den Hof fahren, kommt sie aus dem Haus gerannt. Es folgt eine emotionale Begrüßung mit vielen Umarmungen und Küsschen.
Monsieur Picard kommt auch herbeigeeilt und bestaunt interessiert unsere alten Autos. Wir erzählen von unserer Panne am Sonntag und HP fragt, ob es in der Landmaschinenwerkstatt einen Hydraulikschlauch für unseren Spider gibt, zur Reserve, man weiß ja nie, was kommt! Der älteste Bruder von Annick, Jean-Luc, wird herbeigeholt, ihn habe ich 44 Jahre nicht gesehen, so lerne ich ihn auch noch kennen. Als er aus der Werkstatt kommt, denke ich, es sei Annicks Vater, so sehr gleicht er ihm in meiner Erinnerung von 1964. Er besieht die Autos, den Schlauch, lässt sich alles erklären, verschwindet in der Werkstatt und kommt leider nach einer Weile heraus und schüttelt den Kopf, so einen Schlauch hat er nicht. Schade, jetzt müssen wir weiterhin die Daumen drücken, dass unser provisorischer Ölschlauch durchhält.
Weil wir abends noch eine Verabredung mit Annick in Montargis haben, können wir uns nicht lange aufhalten und verabschieden uns mit Gastgeschenken von der Familie Picard, die uns noch eine Flasche Champagner mit auf den Weg gibt und mit einer genauen Wegbeschreibung von Monsieur nach Montargis. Ob wir uns nochmal wiedersehen...?
Wir fahren dann aus Marsangis heraus auf Romilly-sur-Seine, dann auf Nogent-sur-Seine, über Sens nach Montargis. Kommen dort gegen 17.30 Uhr im IBIS-Hotel an, das sehr schön ist. Überhaupt ist Montargis eine sehr blumenreiche, herrliche Stadt. Kann schon verstehen, daß Annick aus Marsangis weg gezogen ist. Schnell packen wir aus, duschen, ruhen etwas aus und dann ist auch schon Zeit für das Treffen mit Annick und ihrem Mann, Jean-Claude. Die Wiedersehensfreude ist auf bei Seiten riesig und ich wundere mich, dass Annick uns in fast perfektem Deutsch begrüßt. Ich vermute, sie hat heimlich geübt. Unsere Freunde, obwohl unbekannt, werden hinterher auch freudig begrüßt und wir alle versammeln uns dann um den von Annick reservierten Tisch im Restaurant des IBIS-Hotels.
Nach dem sehr guten Abendessen machen wir noch unter Annicks Führung einen Stadtbummel durch das abendliche Montargis, eine Stadt mit vielen Brücken, die alle mit herrlichen Blumen geschmückt sind. Wunderbar, HP und ich beschließen, hier waren wir nicht zum letzten Mal.
Annick verspricht hoch und heilig, im nächsten Jahr im Juli nach Gevelsberg zu kommen, wo sie im Rahmen des deutsch-französischen Schüleraustausches 1965 schon mal bei meinen Eltern drei lang Wochen gelebt hat. Sie war damals sogar mit mir zusammen in der Schule. Wir verabschieden uns mit großen Emotionen und freuen uns auf das Wiedersehen hier im nächsten Jahr.
Der Ölschlauch hält übrigens immer noch, nur das Klappern unseres Auspuffs wird immer lauter, HP kann aber nichts machen, da er unter das Auto muss. Er will jetzt bis Vendome warten und dort eine Werkstatt aufsuchen.
09 Juli 2008 : - Montargis - Vendôme 185 km
Morgens fahren wir auf dem direkten Wege zum Schloß Chambord, wo unsere Freunde eine Schloßbesichtigung machen. HP und ich bleiben draußen, da die Sonne scheint und wir lieber im Freien bleiben wollen. Danach rollen wir weiter über die N 10 nach Vendôme, wo wir unsere Zimmer im Hotel Capricorne beziehen. Die Zimmer sind etwas klein und etwas primitiv eingerichtet, aber der Garten gefällt uns gut, abends gehen wir in die nahe gelegene Pizzeria essen. Diese wurde sehr schön umgebaut und sie hat einen neuen Besitzer, das Essen ist sehr gut. Wir sind alle etwas geschafft von der Fahrt, sind aber froh, endlich heil angekommen zu sein. Der Ölschlauch hat gehalten und auch unser Auspuff ist nicht abgefallen. Gottseidank!
Jetzt bleiben wir erstmal bis Sonntag in Vendôme!
10 Juli 2008 : - Vendôme - Montoire 75 km
Heute legen wir einen Ruhetag ein und wollen nach dem sehr, sehr sparsamen Frühstück im Hotel Capricorne eine Werkstatt aufsuchen, damit HP den Auspuff an unserem Spider reparieren kann. Unsere Freunde wollen sich ein anderes Hotel suchen, weil ihre Zimmer zu schlecht sind. Wie ich aus Berichten von anderen Bekannten weiß, sind die Zimmer in Vendôme alle gleich primitiv und ich weise sie darauf hin. Sie ziehen trotzdem aus und wollen sich später wieder melden. Wir fahren dagegen los auf die Ausfallstraße nach Chartres, wo sich verschiedene Autowerkstätten befinden.
Wir kommen zuerst bei FORD vorbei. Dort ist der Meister sehr freundlich, bedeutet uns aber, dass es noch etwas dauern kann, bis wir mit dem Wagen auf eine Hebebühne fahren können, da diese gerade besetzt sei. HP will nicht warten und wir fahren weiter zum OPEL - Händler. Dort winkt der Meister sofort ab, als ich nach der Hebebühne frage, und meint, heute wäre er voll ausgebucht.
Also weiter zum CITROEN - Händler. Als wir auf den Hof fahren, kommt ein seriös aussehender Mann mit Aktentasche aus dem Gebäude und bestaunt den Spider. Er fragt nach der Marke und ob wir keine Problem hätten. Ich sehe meine Chance und erkläre ihm unser Problem mit dem Auspuff und bitte ihn, ob er für uns an der Reparaturannahme ein gutes Wort einlegen kann, dass wir auf eine Hebebühne fahren können.
Auf einmal geht alles ganz schnell, der Mann spricht mit dem Werkstattmeister, HP kann auf eine freie Hebebühne fahren und die Reparatur selber ausführen. Wir bedanken uns bei dem Herrn für die schnelle Hilfe. Eine Auspuffhalterung ist abgerissen, ich frage den Monteur nach einem Stück Blech und dieser findet auch ein geeignetes Stück. HP befestigt diese neue Halterung, so dass der Auspuff nun nicht mehr rappelt und vor allen Dingen nicht mehr abfallen kann.
Ich frage den Monteur auch nach dem Ölschlauch, er findet auch einen entsprechenden Schlauch und sogar die passenden Schlauchschellen, alles läuft auf einmal wunderbar glatt. Der Monteur ist von dem Spider hellauf begeistert. HP ist fertig mit der Reparatur am Auspuff, den Ölschlauch will er jetzt hier nicht erneuern, weil der von der Waschmaschine eigentlich noch gut hält. Also nehmen wir den neuen Schlauch zur Reserve mit. Wir geben ein gutes Trinkgeld und fahren erleichtert vom Hof in eine gegenüberliegende Selbstwaschanlage. Dort reinigt HP erstmal das ganze Auto von den Ölresten, die durch unsere Panne vom Sonntag entstanden sind. Nun glänzt der Wagen wieder im Sonnenschein.
Hocherfreut, dass alles so gut geklappt hat, beschließen wir noch eine kleine Ausfahrt entlang des Loirs zu machen, bis nach Montoire. Unterwegs melden sich unsere Freunde per Telefon und sagen, dass sie nach langem Suchen in Vendôme im Hotel "Saint Georges" untergekommen sind. Dieses Hotel sei nach einer Renovierung im Mai 2008 wieder eröffnet worden und alles sei natürlich sehr viel komfortabler als im Capricorne. Ich habe aber keine Lust mehr, jetzt wieder alles zu packen, daher bleiben wir im Capricorne, es sind ja nur noch 3 Nächte. Außerdem ist das Saint Georges mitten in der Innenstadt von Vendôme, wo man den Autoverkehr sicherlich sehr hören wird. Wir fahren noch ein bisschen herum, das Wetter ist noch sehr schön, so dass wir das Verdeck öffnen können, fahren am Spätnachmittag auch noch durch Vendôme und bestaunen die Blumenpoststempel von Gevelsberg und Vendôme am Ufer des Loir. Abends essen wir nochmals in der Pizzeria.
11. Juli 2008 : - Vendôme - Tours - Vendôme 180 km
Heute morgen beschließen wir nochmals (wie 2004) längs der Loire zu fahren, während unsere Freunde die Schlösser von Blois und Cheverney besichtigen wollen. Dazu haben wir keine Lust und wir fahren dann mit unserem Spider los, leider ist das Wetter wieder sehr schlecht, und wir können nicht offen machen. Von Vendôme über die N10 Richtung Blois, diesmal finden wir auch auf Anhieb die kleine Landstraße, die entlang der Loire führt. Durch Chaumont, das auch ein kleines Schloß hat, hoch am Berg, sowie Amboise, dessen Schloß samt Mauer ziemlich imposant wirkt.
Rechts schauen wir immer auf den träge dahin fließenden Fluß, aber dadurch, dass es regnet, wirkt es bei weitem nicht zu schön wie 2004, außerdem führt der Fluß sehr viel mehr Wasser als vor 4 Jahren. Es hat wohl auch hier sehr viel geregnet in den letzten Wochen, fast wie in Deutschland. Wir fahren gemütlich durch viele kleine französische Dörfer, wo man wiederum kaum Menschen auf der Straße sieht, obwohl es doch Freitag ist, merkwürdig.
Kurz vor Tours befinden sich sehr viele Weinkellereien entlang der Straße in tiefen Gewölben. Als wir in Montlouis links am Berg an einem großen Felsen ein Schild entdecken: "Caves", biegen wir auf den Parkplatz ab, und gehen in den sehr modern eingerichteten Verkaufsraum direkt im Fels und schauen uns um. Probieren etwas Rotwein und nehmen eine Flasche mit. Gern hätte ich einen Karton mitgenommen, aber wir haben ja kaum Platz in unserem Spider und es wird immer sehr warm, so geht das leider nicht. Auf dem Parkplatz steht ein Wohnmobil aus Holland, die beiden Insassen laden jede Menge Weinkartons ein.... Leider regnet es immer noch!
Kurz vor Tours essen wir mittags in einem kleinen Restaurant, das brechendvoll ist. Es sind alles Franzosen dort, die ihr Mittagsmahl einnehmen. Wir wundern uns, dass alle durchweg jede Menge Rotwein trinken und dann, wir können es beobachten, draußen in ein Auto steigen. Die haben wohl keine Angst vor einer Alkoholkontrolle! Das Essen ist sehr gut, wir trinken allerdings nur Wasser dazu, mit Gas, das wie überall sehr teuer bezahlt werden muß.
Nach dem Essen fahren wir weiter Richtung Tours und biegen vor der großen Autobahnbrücke ab Richtung Vouvray, so dass wir über die Loire auf die andere Straßenseite gelangen. Leider ist die Straße nicht so beschaulich, sondern eine Nationalstraße, auf der uns wieder die vielen LKWs nervend überholen, der Spider wird jedes Mal kräftig durch geschüttelt. Außerdem ist ja immer noch unser Bremslicht defekt, wenn uns einer mal hinten drauf fährt, so wie die rasen...., denke ich.
Ich überrede HP, die Straße zu verlassen und auf kleineren Nebenstrecken nach Vendôme zurück zu kehren. Die Gegend ist recht einsam, ich habe etwas Sorge, ob der Ölschlauch hält, aber HP ist sehr zuversichtlich und meint, wenn er bis jetzt gehalten hat, hält er auch bis zuhause. Außerdem haben wir ja noch den Reserveschlauch, aber kein Öl mehr. Deshalb kaufen wir in einem Supermarkt zur Sicherheit einen Fünf-Liter-Kanister Öl. Jetzt bin ich etwas beruhigt.
Wir durchfahren wiederum kleine Dörfer, in einigen sind Männer damit beschäftigt, französische Fahnen an Masten zu befestigen, am Montag ist der "14 Juillet", der Nationalfeiertag, dafür wird das Dorf natürlich geschmückt. Wir machen zwar einen Riesenumweg, aber es ist ein wesentlich gemütlicheres Fahren und man sieht mehr von der Gegend. Unterwegs finden wir immer wieder kleine Schlösser, vor denen wir auch mal anhalten, man kann aber nicht weit hingehen, da es immer noch in Strömen regnet. Dabei ist es aber immer noch warm.
Am Spätnachmittag treffen wir wieder wohlbehalten in Vendôme ein, treffen uns mit unseren Freunden und gehen zusammen im Restaurant "Le Moulin" sehr gut essen und erzählen von unseren Erlebnissen.
12. Juli 2008 : Vendôme
Heute morgen fahren wir nicht raus, weil es mir nicht gut geht, hatte die ganze Nacht Durchfall und fühle mich wie gerädert. HP geht allein zum Frühstück und bringt mir ein Stück Weißbrot und eine Cola mit. Ich bleibe erstmal im Bett liegen, und ruhe mich aus. Unser Freunde rufen an und wollen nochmals allein die Gegend ansehen und evtl. noch ein Schloß besichtigen. HP. bleibt vorerst mal am Hotel und bereitet den Spider auf unsere morgige Rückfahrt vor.
Mittags, als ihm langweilig ist, schlage ich ihm vor, doch allein durch Vendôme spazieren zu gehen, was er dann auch macht. Als er nach zwei Stunden wieder zurückkommt, zeigt er mir einige Fotos, die er noch in Vendôme geknipst hat. Vom Rathaus und vom Kunstwerk, das die Stadt Gevelsberg an Vendôme geschenkt hat. Ich fühle mich besser und wir setzen uns noch etwas in den Garten, zumal jetzt auch die Sonne scheint und besprechen unsere Rückfahrt. Ich fühle mich mittlerweile so gut, dass wir in den nahe gelegenen Supermarkt fahren können und für morgen etwas Reiseproviant und Getränke einkaufen.
Abends rufen unsere Freunde wieder und erkundigen sich nach mir, ich habe mittlerweile auch etwas Hunger bekommen und wir beschließen uns alle nochmals in der Pizzeria an der Ecke zum Essen zu treffen. Gesagt, getan, ich esse ein paar Nudeln und diese bekommen mir auch. Unsere Freunde beabsichtigen, morgen (Sonntag) in einem durch bis Gevelsberg zurück zu fahren, da sie beruflich am Montag engagiert sind. Wir dagegen wollen unsere geplante Tour bis Senlis einhalten.
13. Juli 2008 : Vendôme - Senlis , 286 km
Gestern Abend nach dem wiederum sehr guten Essen in der Pizzeria haben wir uns von unseren Freunden verabschiedet, die heute morgen aus beruflichen Gründen in einer Tour nach Gevelsberg durchfahren wollen. Das wollen wir nicht! Mir geht es wieder gut, daher biegen wir unserem Spider auf die N 10 Richtung Chartres ein und verlassen diese in Bonneval. Heute am Sonntag sind nicht so viele LKWs unterwegs, dann ist es ein ganz entspanntes Fahren.
Dieses Jahr wollen wir Paris unterhalb östlich umfahren, nicht wie 2004 auf der westlichen Umgehung, um die Wahnsinnsraserei auf dem Ring zu vermeiden. Nicht auszudenken, wenn dann der Ölschlauch wieder platzen würde. Dagegen war die Plastiktüte seinerzeit ein Kinderspiel!!!! (siehe Bericht 2004)
Von Bonneval geht es Richtung Étampes und weiter Richtung Melun und dann nach Meaux. Die Fahrt verläuft promblemlos und wir sind am späten Nachmittag an unserem Hotel in Senlis. Der Ölschlauch hat gehalten und es kam sogar die Sonne heraus, so dass wir das Verdeck öffnen konnten.
Senlis hat ein sehr schönes IBIS-Hotel mit einem guten Abendbüffet. Wir sind wieder fit. Gegen 17.00 Uhr rufen unsere Freunde an, sie sind wohlbehalten in Gevelsberg angekommen. Ich hätte nicht in einer Tour durchfahren mögen.
14. Juli 2008 : Senlis - Dinant , 269km
Heute morgen lacht die Sonne endlich mal vom Himmel. Wir fahren frohgelaunt los, heute ist der "14 Juillet", der Nationalfeiertag und somit sind alle Straßen von LKWs befreit und es fahren auch kaum PKWs. Ich nehme an, alle Franzosen sind zu Hause und sitzen vor dem TV und schauen sich die Übertragung aus Paris von den Champs Élysées an. Man sieht kaum Leute auf der Straße. Ab und zu steigt uns der Duft von Gegrilltem in die Nase, viele Franzosen machen wohl heute ein Grillfest.
Zuerst geht es Richtung Compiègne und dann nach Soissons. Von dort über Roncroi Richtung Revin und dann durch das Tal der Maas, die hier "Meuse" heißt, zur belgischen Grenze, die wir auf einmal plötzlich überquert haben. Wir haben nichts gesehen, nur an den Verkehrsschildern erkennen wir, dass wir in Belgien sind. (Dem Schengener Abkommen sei Dank!) Der belgische Ort heißt Hastière und wir lesen auf einer Tafel an einem amerikanischen Panzer, der als Denkmal an der Straße steht, dass hier im Frühjahr 1945 die Deutschen (eine SS-Einheit) von amerikanischen Soldaten und der Bürgerwehr von Hastière zurückgeschlagen wurden. Was sollen wir dazu sagen....
Übrigens, die Route entlang der Maas ist landschaftlich sehr schön und die Straßen sind auch nicht zu voll. Sehr zu empfehlen!
In Dinant angekommen, checken wir im IBIS-Hotel direkt am Fluß ein. Hier sind die Zimmer deutlich besser und größer als im Hotel Capricorne. Darüber sind wir natürlich sehr erfreut. Der Spider ist wieder einwandfrei gelaufen.
Abends machen wir einen Bummel durch Dinant, es ist ein sehr schönes Städtchen, mit einer Kirche an den Felsen gebaut. Sehr viel Leben, sehr interessant, und die Maas fließt träge dahin und essen zu Abend in einer Brasserie. Wir werden sicher noch mal wiederkommen!
15. Juli 2008 : Dinant - Gevelsberg, 287 km
Heute morgen erhalten wir zum ersten Mal nach den vier Tagen in Vendôme ein sehr gutes Frühstück mit Wurst, Käse, Eiern, Schinken etc. Wir können es gar nicht fassen, denn im Hotel Capricorne gab es nur Müsli und Croissants mit Butter als Pétit Déjeuner. Das ist für Deutsche sehr, sehr schlecht. Man kann dort eigentlich nicht übernachten, aber irgendwo muß man ja unterkommen. Also sollten wir irgendwann nochmals nach Vendôme fahren, müssten wir versuchen, sofort im neu renovierten Hotel Saint Georges zu reservieren.
Wir fahren zuerst über Landstraßen und wollen danach in Liège auf die Autobahn nach Aachen gehen. Bis Lüttich klappt auch alles sehr gut, aber in der Innenstadt, die durch die Industrie sehr dreckig und staubig ist, suchen wir uns einen Wolf nach dem Hinweisschild zur Autobahn nach Aachen. Wir fahren hin und her und sind bereits fix und fertig, als wir es dann plötzlich ganz klein an der Seite sehen. Endlich sind wir auf der Autobahn, die wir jetzt bis Gevelsberg nicht mehr verlassen. Unterwegs essen wir in Deutschland eine Kleinigkeit, nämlich Currywurst!!!, die uns sehr gut schmeckt.
Fazit:
- Insgesamt sind wir wieder 2193 km gefahren. HP hat mich auch dieses Mal sicher kutschiert.
- Leider hatte ich während der gesamten Zeit schlimme Schmerzen an meinem linken Oberschenkel, bedingt durch meine Schleimbeutelentzündung. Dies hat natürlich meine Urlaubsfreunde sehr getrübt, konnte mich nur mit Tabletten überhaupt einigermaßen über Wasser halten. Daher habe ich die Reise nicht so genossen wie 2004.
- Der Ölschlauch hat übrigens bis zuhause gehalten.
- Am Schönsten war für mich der Abend mit Annick und ihrem Mann in Montargis.